Sieben ICSIs, Vierzehn Kryos, ein Baby.
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Kinder waren für meinen Mann und mich kein großes Thema, denn wir wussten, dass wir auf jeden Fall welche wollen. Das war eine klare Sache. Klar war auch, dass wir sie zu einem späteren Zeitpunkt wollen. Wer hätte gedacht, dass sich unsere Pläne so schlagartig und unerwartet ändern würden.
Einige Jahre, bevor ich meinen Mann kennenlernte, hatte ich eine schlimme Blinddarmentzündung. So schlimm, dass mein gesamter Bauchraum entzündet war. Ich musste zwar einige Tage im Krankenhaus liegen, aber schnell war die Sache danach für mich vergessen.
Bis ich die ersten Nachwehen zu spüren bekam: Zysten, verklebte Eileitern, die sich mit Flüssigkeit füllten und mir unfassbare Schmerzen bereiteten und eine Bauchspiegelung nach der anderen. Ganze sieben Mal wurde ich operiert, bis mein Arzt letztendlich entschied, dass zumindest der linke Eileiter raus muss. „Nun gut!“ dachte ich „Ich habe ja auch noch den rechten Eileiter. Das wird schon“
Oh, wie sehr ich mich geirrt hatte….
Meine erste Begegnung mit der Hoffnung.
Ich werde niemals den traurigen Blick der Chirurgin nach der OP vergessen. Sie setzte sich aufs Bett und teilte mir mit, dass ich auf natürlichem Wege niemals schwanger werden würde. Sie habe den rechten Eileiter mehrfach überprüft. Er wäre nicht imstande, eine Eizelle problemlos zur Gebärmutter zu transportieren.
Ich stand zunächst unter Schock! Es dauerte ein paar Stunden, bis ich verstand, was mir da mitgeteilt wurde. Gerade rechtzeitig, um vor meinem Mann zusammenzubrechen, als er mich in der Ambulanz abholte. Ich werde keine Kinder haben können. Nicht so, wie andere, wie normale Paare.
Ohne lange nachzudenken, sagte mein Mann: “Dann legen wir eben jetzt los! Das kriegen wir schon hin!!” So ein verrückter Typ. Wenn der damals gewusst hätte, was das für ein Vorhaben wird….
Da war sie: Meine erste Begegnung mit der Hoffnung. “Ja, wenn er das mit mir durchstehen will, dann schaffen wir das sicher!” dachte ich. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, wie oft ich die gute Hoffnung auf dem Weg zum Ziel aus den Augen und den Glauben an sie verlieren würde, wie oft ich sie verfluchen, und für tot erklären würde. Vor Allem aber, wie oft sie mich, trotz all meiner Zweifel, auffangen, trösten, aufbauen und motivieren würde. Wie essentiell wichtig die Hoffnung letztendlich für den Erfolg unseres Vorhabens sein würde. Am Ende, war sie mir ein treuer Weggefährte. Genau wie mein Mann!
Unseren ersten Termin im Kinderwunschzentrum hatten wir 2014. Ich war so aufgeregt, wie noch nie zuvor. Es fühlte sich wie ein Abenteuer an und war mit ganz vielen positiven Gedanken verbunden. Als dann der erste Versuch gleich erfolgreich war, konnte ich mein Glück kaum fassen. Entsprechend war der Fall tief, als es zur Fehlgeburt kam.
Und so folgten viereinhalb Jahre voller Aufregung, Glück, Enttäuschung, Trauer, Angst, Verzweiflung und immer wieder Hoffnung. Ich will euch nicht mit den Details langweilen, denn wir brachten es zu sage und schreibe 5 ICSI-Versuchen und 11 Kryo-Behandlungen, bis wir im Ausland auf einen Spezialisten trafen, der mich erneut gründlich untersuchte.
„Ihr rechter Eileiter ist das Problem. Er ist verkalkt und füllt sich mit Flüssigkeit, welche eine Einnistung der Eizellen verhindert. Wenn wir den rausnehmen, klappt es gleich beim ersten Mal.“ Eine sehr waghalsige Behauptung, wie ich fand, aber er sollte Recht behalten. Meine Wut und Enttäuschung über meinen Arzt, der mich bis zu diesem Zeitpunkt behandelt hat, war ins Unermessliche gestiegen. Wie konnte er das übersehen haben?? Ich hatte ihn doch zwei Jahre zuvor schon auf meinen rechten Eileiter angesprochen…. Ich ließ mir auch den rechten Eileiter entfernen, wir suchten uns eine neue Kinderwunschklinik und fanden genau den richtigen Platz: Kinderwunsch Valentinshof in Hamburg.
Ich konnte es nicht fassen! Nach all diesen Jahren…
Bei allen Kinderwunsch-Versuchen hatte nur der erste „geklappt“. Ich war mir schon sicher, dass wir adoptieren müssten, wenn wir Kinder wollten. Doch dann lernten wir unsere neue Ärztin, Frau Dr. Dawson, kennen und die Hoffnung brannte, wie ein heißes und nicht zu bändigendes Feuer in uns auf. Sie war die Richtige!! Sie würde uns helfen! Gleich beim ersten Versuch bekam ich, anders als in der alten Klinik, einen Anruf von ihr persönlich: „Sie sind schwanger!“ Ich konnte es nicht fassen. Nach all diesen Jahren…
Leider endete auch diese Schwangerschaft in einer Fehlgeburt, doch ich konnte nicht traurig sein, denn, wie bereits erwähnt, war die Hoffnung so aufgebrannt, dass sie meinen Alltag erhellte. Es funktioniert! Mein Körper funktioniert!! Es klappt sicher wieder und dann bleibt es auch dabei…
Ja, es klappte gleich beim zweiten Mal erneut. Und ja, es blieb dabei. Mein Sohn liegt gerade auf dem Bauch und ärgert sich, dass er nicht vorwärts kommt. Auch bei diesem Versuch rief Frau Dr. Dawson mich persönlich an und teilte mir das Ergebnis mit. Als ich zum ersten Ultraschall kommen sollte, traf ich den Laborarzt, Herrn Dr. Schepers, auf dem Weg zur Arbeit. Schon von Weitem rief er mir entgegen: „Frau Latus, es hat geklaaaappt!!!“ Er nahm mich in den Arm und drückte mich sooo fest. Pures Glück! Da wusste ich, dass wir alles richtig gemacht hatten. Wir hatten genau die richtige Klinik mit genau den richtigen Ärzten gefunden.
Gestern waren wir erneut da. Wir wollten unseren Ärzten zeigen, wofür sie arbeiten. Neo wurde mit solcher Freude und so viel Liebe empfangen… Niemand, außer diesen Menschen und anderen Betroffenen, weiß wirklich, was wir durchgemacht haben, um an diesen Punkt unseres Lebens zu gelangen und das hat man Ihnen auch angemerkt. Sie freuten sich wahrhaft mit uns!
Hier kommt ihr ins Spiel. Ich möchte euch ein Stück der Hoffnung schenken, die uns so viel Kraft gegeben hat. Wir hatten letztendlich 7 ICSIs und 14 Kryos, bis wir an unser Ziel gekommen sind. Wenn ein scheinbar so hoffnungsloser Fall, wie wir, es schafft, dann schafft ihr es ganz sicher auch. Sammelt jedes Fünckchen Kraft in euch und lasst ein Feuer auflodern, denn ich will euch nicht anlügen: Ihr braucht einen Kraft-Waldbrandt und ein Hoffnungs-Inferno, um diese Reise anzutreten und heil anzukommen! Ich möchte euch begleiten und helfen. Das ist meine Art zu zeigen, wie dankbar ich bin, dass zu meiner kleinen Familie nun ein Menschlein mehr gehört.